
Bekannt war Clara Hocke in Bremen als “Mutter Hocke”, ihr Gewerbe war der Drehorgelverleih, und ihr Haus im Schnoor ist heute noch als “Mutter Hockes Drehorgelverleih” berühmt, trotz des Generationenwechsels.
1925 heiratete Clara den Tischlermeister Heinrich Hocke und zog mit ihm in das um 1600 erbaute Haus Schnoor Nr. 14. In den wirtschaftlich schweren zwanziger Jahren erstand das Ehepaar seine erste Drehorgel, um die Arbeitslosigkeit besser zu bewältigen. In beiden erwachte die Liebe zu diesem Instrument, und sie zogen mit den vielen fahrenden Drehorgelspielern durch die Stadt. Während der Freimarktszeit übernachteten die Spieler in den Schnoorhäusern, das war Hoch-Zeit für Jung und Alt. Für die Hockes bedeuteten diese Wochen darüber hinaus Freundschaft, Kameradschaft und die Verbundenheit mit Angehörigen einer fidelen, drehorgelbegeisterten Großfamilie.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich “Mutter Hocke” zu einer perfekten Mechanikerin, die penibel auf ihre Instrumente achtete und sie in ihrer Werkstatt im hinteren Teil des Hauses selbst wartete und reparierte. Doch erst in den fünfziger Jahren und besonders in den sechziger Jahren begann der Drehorgelverleih zu florieren, vor allem, weil ein “Brauch” in Bremen erfunden wurde: das Domtreppenfegen – ein harmloser Spass, den Geburtstag eines unverheirateten 30jährigen Mannes öffentlich zu feiern. Vor dem Krieg war das Domshoffegen für unverheiratete Männer und das Putzen der Kirchturmspitze von St. Ansgarii für Frauen bekannt, dies waren jedoch nur Androhungen unnützer Arbeiten für “unnütze” Leute. Das Domtreppenfegen hingegen findet tatsächlich statt, allerdings ist seine Entstehung unbekannt. Nahezu wöchentlich kann man heute die jungen Männer beim Fegen bewundern. Es ist zu vermuten, dass sich dieser Brauch erst durch die Existenz von “Mutter Hockes Drehorgelverleih” einbürgern konnte, denn durch das populäre, nostalgische Instrument erhält das Domtreppenfegen seine besondere Note. Auf alle Fälle besteht zwischen beiden, dem Verleih und dem Brauch, eine symbiotische Wechselwirkung.

Geboren: 15 juli 1873, Wildeshausen
Overleden: 11 november 1959, Bremen
